Im heutigen Artikel erkläre ich, warum ich Schule für das Wetter der Jugendlichen halte – und wie Du Dich dagegen wehrst. Nächste Woche wird zum selben Thema ein Artikel von Juliana erscheinen – schreib uns in die Kommentare, welcher Dich mehr anspricht und warum! Also, los geht’s:

Familienfest. 30 Erwachsene, fünf Kinder. Sie sitzen am Tisch, das Essen ist bestellt und sie halten Small Talk. Plötzlich Stille.

Eine Sekunde vergeht.

Zwei Sekunden vergehen.

Die Stille ist unerträglich.

Oma durchbricht die Schallmauer der Stille: „Du, es regnet gar nicht mehr!“

Erleichterndes Einfallen: „Haja, du hast recht! Vorhin hats ja noch ganz schön runtergeschüttet!“ Vielfache Stimmen werden laut, die sich dankbar in das neue Gespräch einklinken. Vorbei der risikoreiche Moment des Schweigens.

Denn wie peinlich wäre es denn, wenn sie sich als Familie nichts zu sagen hätten?

Ortswechsel

Ein Park. Drei Jugendliche auf der Parkbank, Musik, Eis  und gutes Wetter sorgen für Sommerstimmung. Small Talk ist in Gange. „Jo, hast du schon Mathe gemacht?“ „Ne alter, kein Bock auf die Scheiße“ „Ah, easy, ich auch nicht“.

Schweigen.

Einer lutscht zu laut an seinem Eis , die anderen gucken ihn an und lachen. Sie lachen gemeinsam.

Schweigen.

Eine Sekunde.

Zwei Sekunden.

Zweieinhalb Sekunden.

„Leute ich hab so keine Lust auf Morgen, wir schreiben Franz!“ „Oh shit, echt? Ich hab noch gar nichts gelernt!“ „Egal, wähl ich sowieso ab nächstes Jahr“

Eine Diskussion über die anstehende Fächerwahl entspinnt sich. Alle sind froh, ein neues Gesprächsthema gefunden zu haben. Denn wie peinlich wäre es denn, wenn sie sich als Freunde nichts zu sagen hätten?

Schule ist das Wetter der Jugendlichen.

Schule ist das Wetter der Jugendlichen. Warum? Sie sind der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man  sich stillschweigend einigt. Jeder kann etwas dazu sagen, jeder hat eine Meinung, jeder hat Unmengen an Gesprächsstoff und jeder spricht gerne darüber. Denn es ist so einfach. Man kann sich stundenlang unterhalten, ohne ein Detail des Intimlebens preiszugeben. Eine Meinung lässt sich einfach vertreten. Man riskiert nicht, ausgeschlossen zu werden für eine abweichende Ansicht. Im Gegenteil: es ist einfach, sich mit den anderen zu solidarisieren, woraus fast schon so etwas wie Verbundenheit entstehen kann.

Kurzum: sie sind die perfekten Small Talk Themen.

Aber, ist das so wünschenswert?

Wir missbrauchen Schule  als Deckmantel für fehlende Gesprächsthemen.  Indem wir uns in der Zu- oder Abneigung für eine Lehrperson hochschaukeln, ohne einen wirklichen Austausch zu haben. Indem wir die Schule als Lückenfüller für das Schweigen nutzen. Indem wir unsere gemeinsame Zeit mit der Illusion füllen, dass wir uns etwas zu sagen hätten.

Oder ist das vielleicht nicht so schlimm?

Es ist schön, sich ohne Verpflichtungen stundenlang unterhalten zu können. Neue Gesprächspartner können problemlos integriert werden. Es braucht auch einen gewissen Small Talk. Man kann sich nicht jedem Menschen sofort öffnen und die intimsten Geheimnisse ausplaudern. Man muss sich erst kennenlernen. Zum Beispiel im Austausch über das Wetter.

Ich glaube die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Es gibt Menschen, die fühlen sich in der Oberflächlichkeit des Wetters und der Schule pudelwohl. Wer dazugehört, wird von tieferen Nachfragen und schwierigeren Themen eher abgeschreckt werden.

Auf der anderen Seite gibt es Menschen, und dazu zähle ich mich, die Small Talk nicht ausstehen können. Ich sehe zwar die Notwendigkeit, freue mich aber ungemein, wenn die Mauer zur nächsten Ebene durchstoßen ist. Denn Small Talk bringt uns nicht weiter.

Und wenn Du das nächste Mal mit deinen Freunden abhängst, und es geht wieder um die Schule. Frage doch einfach mal: „Was sind deine großen Ziele im Leben?“ Und ich verspreche Dir, eine neue Tür wird sich öffnen.

Zum Autor: Ich bin Jonas, 20 Jahre alt und seit über einem Jahr im Kernteam von SoT aktiv. Nebenbei studiere ich Lehramt in Heidelberg und schreibe Artikel für den SoT Blog. Außerdem findest Du mich auf Youtube, wirf doch mal einen Blick auf unser neuestes Video: hier klicken

Eine Antwort

  1. Die Idee der „School of Trust“ ist einfach toll. Wie viele schulmüde Kinder, die Tag für Tag frustriert in die Schule gehen müssen können auf diese Weise Spaß an der Schule bekommen. Ich werde die Idee auf jeden Fall tatkräftig unterstützen!!!!

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