„Lehrer sind liebe Menschen, die uns mit Ausdauer helfen, Probleme zu beseitigen, die wir ohne sie überhaupt nicht hätten.“

Dieser Satz steht auf einer Postkarte, die meine Großmutter mir schickte als ich noch zur Schule ging. Auf die Rückseite schrieb sie „bitte nicht zu wörtlich nehmen“. Aber warum eigentlich nicht wörtlich nehmen? Denn genau so sehe ich mittlerweile die Regelschule. Probleme sind meines Erachtens unter anderem der Zwang zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort etwas Bestimmtes lernen zu müssen. Und dazu nach einem sowieso schon ausgefüllten Schultag noch Hausaufgaben zu bewältigen und vor allem der Druck sich ständig bewerten und vergleichen lassen zu müssen.

Das Konzept der Schule ist das Problem

Seit ich mich mit demokratischen Schulen auseinandersetze, fällt mir immer häufiger auf, was die Regelschule nicht leisten kann, einfach weil es konzeptionell nicht möglich ist. Vor allem, wenn es darum geht Kindern die Möglichkeit zu geben, zu eigenständigen, verantwortungsbewussten und interessierten Menschen heranzuwachsen. Es wird den Kindern die Zeit genommen sich in diesen Dingen zu üben. Auf der einen Seite, weil ihre Zeit mit Zwangsbeschulung ausgefüllt ist und zum anderen, weil sie zu wenig in Situationen kommen in denen sich diese Eigenschaften entwickeln können. Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern mich während meiner Schulzeit einmal aus eigenem Interesse tiefergehend mit einem Thema oder einem Projekt auseinandergesetzt zu haben. Das macht mich rückblickend sehr traurig, da ich das Gefühl habe, dass mir viele Jahre mit wertvollen Erfahrungen genommen wurden.

Zwei Drittel handeln von seinen Noten!

Hier zwei Beispiele für Probleme aus meiner Familie, die mir Sorgen bereiten:

Vor einiger Zeit fand ich einen Brief, den mir mein kleiner Bruder schrieb, als er noch in die Schule ging und ich bereits studierte. Zwei Drittel des Briefes handeln davon, was für Noten er in welchen Fächern bekommen hatte, welche Prüfungen in nächster Zeit anstünden und warum sein Handy eingezogen wurde. Es folgt eine Frage nach meinen eigenen anstehenden Prüfungen und seine Aussicht auf stressige/langweilige nächste Tage in der Schule. Dies waren die Dinge die meinen  damals 14jährigen Bruder beschäftigten. Im Nachhinein würde ich mir wünschen er hätte mir berichtet, was ihn gerade besonders begeistert, mit welchen Freunden er gerade ein Projekt entwickelt und davon, dass er sich auf den nächsten Tag freut, weil er mehr über die Dinge erfahren wird, die ihn interessieren.

Er lernt zu versagen…

Anderes Beispiel von unserem diesjährigen Familientreffen zu Ostern: „Max (Name geändert), kommt in Englisch nicht so gut mit. In der letzten Arbeit hatte er eine 5. Er versteht die Grammatik einfach nicht“, sagte mein Onkel über meinen Neffen, 13 Jahre alt, in der 7ten Klasse. Das scheint nicht nur in Englisch so zu sein, weshalb nun die Frage im Raum steht, ob er in die 8te Klasse versetzt wird. Ich frage mich mittlerweile häufig was in so einem Kind wohl vorgeht und was wir ihm eigentlich damit antun, wenn es so etwas durchleben muss. Es lernt zu versagen, lernt, dass es sein Leben nicht selbst gestalten kann und vor allem, dass Lernen keinen Spaß macht. Ich denke Gerald Hüther hatte recht als in einem seiner Vorträge sagte: „Lernen ist identisch mit dem, was das Leben ausmacht. Und wenn man nichts mehr lernen kann, ist man tot. […] Das heißt, wenn einem die Lust am Lernen versaut wird, dann verliert man auch die Lust am Leben.“

Schule ohne Noten?

Wäre es nicht unglaublich, wenn Kinder ohne diese „Probleme“, die wir mit der Regelschule schaffen, aufwachsen könnten? Wenn sie die Zeit hätten zu lernen, entlang ihrer eigenen Begeisterung? Ich selbst hoffe später meinen eigenen Kindern den Schulbesuch einer freien demokratischen Schule ermöglichen zu können, wo sie sich nicht ständig über die Noten mit ihren Mitschülern vergleichen müssen, wo ihnen beigebracht wird sich Themen selbst zu erarbeiten und wo sie, wie ich persönlich glaube, besser auf ein Leben in dieser schnellen Welt vorbereitet werden, da sie viel intensiver mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen in Kontakt treten können.

Sophia ist eine Ärztin, die nun neben Menschenleben auch noch die Schule retten will. Sie wohnt in Berlin und träumt davon, ihren und allen anderen Kindern zu ermöglichen, auf eine tolle Schule gehen zu können.

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