Notendruck in der Schule – Wie Noten mein Selbstwertgefühl zerstört haben!

Bauchschmerzen. Druck. Fächer, die mich gelangweilt haben. Das verbinde ich mit meiner Schulzeit.

Für mich bedeutete Lernen purer Stress. Dieser Druck kam nicht von meinen Eltern. Nein, diesen Druck spürte ich seitens der vielen Lehrer. Ich verinnerlichte diesen Druck und machte ihn zu meinem eigenen. Ich merkte schon sehr früh, dass es für die meisten Lehrer darauf ankam, gute Noten zu schreiben. Denn wer gute Noten schreibt ist schließlich ein motivierter und strebsamer Schüler. Diese „guten“ Schüler haben es schließlich verstanden, sich mit Disziplin und Durchhaltevermögen an die 1 zu kämpfen. Nach einigen „schlechten“ Noten wurde ich einfacherweise von den meisten Lehrern in eine Schublade gesteckt. Frei nach dem Motto, in Mathe mangelhaft, so kann diese Schülerin schließlich auch kein Chemie oder Physik verstehen. Und so zog sich dieses Phänomen durch viele weitere Fächer.

Alle schauten auf meine schlechten Noten

Was ich damit sagen möchte, niemand dieser Lehrpersonen hat wahrgenommen, dass ich durch diese Bewertungen gespürt habe, nicht zu genügen. Ich habe mich abhängig davon gemacht, was diese Noten über mich aussagen. Stundenlanges Lernen und schlaflose Nächte, dennoch sah mich niemand als Person, so wie ich zu diesem Zeitpunkt war. Alle schauten auf meine schlechten Noten. Somit wurde ich aus bestimmten Aktivitäten, an denen nur die „guten“ Schüler teilnehmen durften ausgeschlossen oder vor der gesamten Klasse von einem Lehrer gepeinigt. Ich könnte noch viel mehr darüber erzählen, belasse es aber dabei.

Mittlerweile ist mir bewusst, dass dieses veraltete und menschenunwürdige Schulsystem an vielen Dingen, die ich während der Schulzeit durchleben musste, Schuld trägt. Aus heutiger Sicht ist mir bewusst, dass meine Lehrer ebenfalls mit dem Druck dieses Systems zu kämpfen hatten und wahrscheinlich auch jetzt noch damit kämpfen.

Eine neue Lehrerin ohne Druck!

Als ich meine Ausbildung zur Erzieherin begonnen habe, wurde ich mit all den negativen und auch verdrängten Emotionen aus meiner Schulzeit konfrontiert. Während Prüfungen und Vorträgen war ich nass geschwitzt und zitterte am ganzen Körper. Die Symptome, welche ich aus meiner Schulzeit kannte, kamen wieder ans Licht. Jedoch gab es einen großen Unterschied! Meine Lehrerin. Sie stellte direkt in der ersten Woche der Ausbildung klar, dass sie uns als individuelle Persönlichkeiten ansieht. Innerhalb der letzten zwei Jahre leistete sie Beziehungsarbeit zu uns Auszubildenden. Sie beschäftigte sich nicht nur mit dem, was sie als Zahl auf dem Papier sieht! Nein, ganz im Gegenteil, bei ihr wurden wir mit unseren individuellen Prägungen und Erfahrungen wahrgenommen. Ich wurde das erste Mal von einem Lehrer gesehen und akzeptiert, so wie ich bin. Das erste Mal in meinem Leben habe ich erfahren können, was es bedeutet selbstbestimmt und basierend auf Vertrauen eine Prüfung zu absolvieren.

Echter Flow in der Prüfung – wie das?

Meine Lehrerin ermöglichte es mir, aufgrund meiner großen Prüfungsangst, die ausführliche Planung nach meiner Durchführung zu schreiben. Mein wiederkehrendes Problem war, dass ich mich krampfhaft daran halten wollte, was ich in der Planung geschrieben hatte. Ich konnte in keinem benoteten Angebot, frei und vor allem entspannt mit den Kindern agieren. Aus diesem Grund wusste ich nicht, wann mein Prüfungstermin sein wird. Ich habe nichts vorbereitet, um schließlich viel entspannter in dieses Angebot hineinsteigen zu können. Es war ein voller Erfolg und ich habe noch nie so schnell eine Prüfungssituation ausgeblendet. Ich durfte einfach nur ich selbst sein und befand mich im „Flow“. Es war eine der wundervollsten Erfahrungen, die ich jemals in einer Schule machen durfte. Meine Lehrerin hat die Ängste und negativen Erfahrungen gesehen. Daraus hat sie eine Prüfungssituation erstellt, die meinen Bedürfnissen entsprach und mir geholfen hat, mit meiner Prüfungsangst besser umzugehen.

Genau das ist der Punkt, warum die Arbeit in freien demokratischen Schulen anerkannt und gesehen werden muss.

Ich bin der Überzeugung, dass Lernen nur durch Beziehungsarbeit, ohne Druck, negative Bewertungen und Vergleiche funktioniert!

Heute weiß ich, dass ich mehr als nur eine Zahl auf einem Blatt Papier bin. Lange Zeit habe ich in der Schule gelernt, es sei besser zu schweigen und mit dem Strom zu schwimmen. Das hat ein Ende. Ich will gehört und gesehen werden, wie ICH bin!

Lara ist angehende Erzieherin und arbeitet in einer OGS einer kleinen Dorfgrundschule. Hier schreibt und teilt sie Erfahrungen und Erlebnisse mit euch.

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Eine Antwort

  1. Das Schlimmste in der Schule war die Langeweile, wenn es keine Ruhe für Wenigstens Tagträumereien gab; Die Lehrer haben mit ihren Lieblingsschülern Erfolgsnotenverteilen gespielt, der Rest wusste nicht, wozu er da ist und hat Brieflein erfunden oder was anderes pubertäres bewältigt;
    Bewundernswert waren die Jungen, die unter der Bank die gesamten Stunden Autos zeichneten; man hätte sie schon damals in ein Entwicklungsbüro entlassen sollen…vielleicht hätten sie dann auch einen sinnvollen Faden für Mathe aufgefunden….die einzig erfolgreiche Schuelerin war die, welche sich ein Scheiss um die Schule gekümmert hatte und später auch eine weltberühmte Sängerin geworden ist…?

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