3 Dinge, die ich durch Freie Schulen lerne

Teil I

Ich glaube nicht an Zufall. Doch als ich eines Abends auf Facebook scrollte, entdeckte ich einen Post, der mein bisheriges Leben verändert hat: “Kameraerfahrene/r Mitstreiter/in für Reise zu Freien Schulen gesucht”. Zu dem Zeitpunkt hatte ich lediglich während meines Abis mal von von Freien Schulen gehört. Doch ich war neugierig und hatte Lust, zu lernen. Zwei Wochen später stand ich mit gepackten Koffern vor der Freien Schule Heckenbeck. Unsere erste Station. Dort begann es – etwas Großes. Für mich und für uns als Team von Schools of Trust.

Lernen
Die Sommer-Tour 2018 war ein großes Highlight in der Geschichte von Schools of Trust.

Ein knappes Jahr später bin ich mit Jonas und Florian quer durch Deutschland, die Niederlande und die Schweiz zu Freien Schulen gereist. Wir haben einen Youtube-Kanal gestartet, führen diesen unüberbietbar-einzigartigen Blog :-), und unser Facebook- und Instagram-Account blühen langsam auf (es wird ja auch Frühling). Ich bin stolz im Vorstand von Schools of Trust, ehrenamtlich die Bildungsrevolution voranzutreiben und aufzubauen.

Zeit für einen Rückblick. Drei Dinge haben mich im Zusammenhang mit Freien Schulen besonders verändert. Heute kommt meine erste Erkenntnis:

 Ich kann alles lernen.

Dieser Satz hört sich banal an. Er ist simpel. Das Gute ist oftmals einfach.

Ich will den Satz mal aufbröseln: “ICH” – auf mich kommt es an. Das Wichtigste, was ich brauche, ist mein eigener Kopf und mein eigener Wille – um voran zu kommen, um externe Hilfe zu holen, um meinen inneren Schweinehund zu überwinden, um mich zu strukturieren, um mir Ziele zu setzen.

Das Verb “KANN” beschreibt, dass ich nicht lernen muss. Ich könnte den ganzen Tag im Bett liegen, faulenzen, dösen. Oder ich kann lernen. Und weil ich nicht muss, sondern kann und will, darum kann sogar Freude aufkommen. Freiwilliges Lernen macht Freude. Freiheit und Freude fangen ja auch mit den selben beiden Buchstaben an :-).

Das Wort “ALLES” mag sich anmaßend oder naiv anhören. Doch ich will mir nicht sofort Grenzen setzen. Das Wort “alles” motiviert mich, sogar  mal die Dinge anzupacken, die meine innere und äußeren Zweifel verschränken. Wenn ich will, dann kann ich alles lernen. Und dann kann mich niemand stoppen. Ich habe zu oft Grenzen im Kopf: “Nein, du solltest erst Spanisch fließend sprechen, bevor du mit Französisch anfängst“ oder “Nein, du hast keine Zeit, um dir Nähen beizubringen.”

Seitdem ich Freie Schulen kenne, versuche ich, mich nicht in Ausreden zu verlieren. Ich will in mich reinhorchen – was wollte ich schon immer mal können? Dann will ich mich innerlich öffnen und freuen, dass ich lernen kann.

Ich habe meine eigenen Lernimpulse verloren.

Lernen
Wir können viel von den Schülern an Freien Schulen lernen.

Wenn ich an die Kinder an der Freien Schule denke, dann sind das Kinder, die ihren Lernimpulsen, ihren Interessen nachgehen. Sie spüren genau, wann sie was lernen und ausprobieren möchten und was nicht. Mit der Zeit habe ich dieses Gespür für mich und meine eigenen Lernimpulse verloren. Seit Jahren lerne ich nur noch das, was mir vorgesetzt wird. Ich brauche es dann nur noch kauen und runterschlucken.

Selbst in der Universität – in dem Fach, was ich aus Leidenschaft gewählt habe, lese nicht freiwillig Literatur, die nicht für die Klausur relevant ist. Ich setze mich nicht mehr freiwillig bewusst mit Neuem auseinander. Ich lerne nur noch das, was ich lernen soll. Dabei will ich doch eigentlich so viele Sachen lernen. Ich will lernen, richtig zu kochen. Lernen, was für eine Theorie hinter dem Film liegt. Lernen, was in der Bibel steht. Lernen, wie ich eine Pflanze richtig pflege. Lernen, was hinter Positiver Psychologie steckt. Meine Liste ist ellenlang.

Ich will mir bewusst Zeit zum Lernen nehmen.

Der passende Zeitpunkt zum Angriff der Liste wird wohl nie angeflogen kommen. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Ich muss mir Zeit zum Lernen nehmen. Es wie einen Termin in meinem Terminkalender eintragen. Mein Vorsatz für die Semesterferien lautet: meinen ersten eigenen Radiobeitragzu erstellen. Denn ich kann alles lernen. Womit wir beim letzten Begriff wären, “LERNEN”. Das lebenslange Lernen ist ein Fundament von mir. In allen Dingen meines Lebens möchte ich, dass das Lernen wesentlich wird. Ich will in meinen Beziehungen lernen. Im Streit. Im Vertragen. In der Uni. In meinen Interessen. In meinem persönlichen Wachstum. In der Natur. In der Neugier.

Vor kurzem habe ich die Geschichte von einem Bekannten gehört, der ein Buch veröffentlichen wollte. Der Titel seines Buches beinhaltete das Wort “lernen”. Der Verlagsdirektor sagte prompt: “Der Titel geht gar nicht. Lernen kommt bei den Leuten nicht an. Lernen ist durch Schule ein vermiestes Terrain.“

Dabei macht Lernen so viel Spaß. Dabei ist Lernen mit Freiheit verbunden. Dabei steht uns durch Lernen die Welt offen.

Wir können alles lernen.

Du auch.

Was steht auf deiner Liste?

 

 

In ihrem letzten Artikel schreibt Tabea über ihre Zweifel an Freien Schulen: https://blog.schoolsoftrust.de/zweifel-an-alternativschulen/

Zu ihrer Kolumne über die Schools of Trust Reise zu Freie Schulen, kommst du hier: https://blog.schoolsoftrust.de/author/tabea-zorn/

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