Stella Serger ist 21 und lebt derzeit in Indien. Ihre interessen liegen hauptsächlich im Bildungssektor, im nachhaltigen Leben und sie begeistert sich für die Kunst. Sie besuchte die freie demokratische Schule Kapriole in Freiburg und studiert jetzt Liberal Arts and Sciences bei Minerva Schools at KGI. Durch das studieren in 7 Ländern und eine große Bandbreite an Kursen hofft sie ihre Leidenschaften miteinander zu kombinieren und dadurch einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben.
Wie bist du auf Minerva aufmerksam geworden und aus welchen Gründen wolltest du an diese Uni?
Minerva hatte uns auf dem Internat besucht und ihr Studien-Programm vorgestellt. Dafür bin ich sehr dankbar, denn in Europa ist Minerva größtenteils unbekannt.
Das Programm wurde in San Francisco gegründet und legt sehr viel Wert auf Globalisierung, Vernetzung, ganzheitliche Ansichten, Soziale Kompetenzen und Selbsttätigkeit der Studenten. Für mich war Bildung schon immer ein spannendes Thema, und mir ist es wichtig mich nicht nur auf das deutsche Bildungssystem zu begrenzen, das im Vergleich zu anderen Ländern schon ziemlich fortgeschritten ist, sondern ich möchte dort helfen wo es am meisten gebraucht wird.
Welche Philosophie steht dahinter?
Die Minerva-Universität, eine kalifornische Hochschule wurde 2012 gegründet und strebt ein sehr zukunftsorientiertes Studium an. Das ehrgeizige Credo der Hochschule lautet: „Kritisches Denken, kreatives Denken, effektive Kommunikation und effektive Interaktion“. Die vier Ziele sind in über 100 Teilkompetenzen aufgeschlüsselt.
Hier studieren die Bildungsnomaden: Die Studierenden sollen sich überall in der Welt zu Hause fühlen. ca. 160 Studenten, die in 7 Länder reisen für je 4 Monate, an Online-Seminaren aktiv teilnehmen, sich für angebotene ortsgebundene Projekte engagieren oder selbst etwas auf die Beine stellen und ständig wechselnd, in unterschiedlichsten Konstellationen, gemeinsam in einem Haus leben. Im Grundstudium entscheiden Studierende sich nicht nur für ein Fach, sondern Für diese Uni interessieren sich viele begabte Schüler, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Minerva-Universität im Vergleich zu den amerikanischen Top-Unis günstig ist.
Im Gegensatz zu uns in Deutschland zahlen die Amerikaner sehr viel Geld für ihr Studium. Die Minerva School bietet an, dass Studenten sich auf ein Stipendien bewerben können, das sie nicht zurückbezahlt müssen. Außerdem können alle Studenten einen Hiwi-Job für die Uni machen, der ihnen Geld bringt. Dies ist sehr hilfreich, da wir als ausländische Studenten keine Arbeitsgenehmigung in anderen Ländern haben. Ich zum Beispiel arbeite mit meinem Manager daran, dass das Studienprogramm der Minerva-School auch in Europa bekannter wird und an Bewerbern dazu gewinnt.
Viele Ausbildungsbetriebe legen mehr Wert auf die Sozialkompetenzen und Persönlichkeit als auf das Fachwissen an sich. Kann die Minerva School Junge Erwachsene bessere auf das Berufsleben vorbereiten als Normale Universitäten oder Berufsakademien?
Das kann ich so nicht pauschalisieren, da ich keine Erfahrung an anderen Universitäten oder BA gesammelt habe. Doch in jedem Fall kann ich für mich behaupten, dass die Teamarbeit mit unterschiedlichsten Studenten anderer Kulturen, die Arbeit an Projekten mit den Einheimischen und das enge Zusammenleben in unterschiedlichsten Konstellationen mich enorm hat wachsen lassen.
Würdest du dies vergleichen mit den Sozialkompetenzen die du in der Demokratischen Schule gelernt hast?
In gewisser Weise ja, denn ebenso wie es in der Schule nicht so sehr auf das Auswendiglernen von Fachwissen geht, sondern vielmehr um die Entwicklung von Sozialkompetenzen, wie z.B. Projektarbeit in Gruppen, sich gegenseitig zuhören und ausreden lassen, für sich einstehen… An der Kapriole durfte ich lernen, dass es sicht lohnt, sich für meine Ideen und Meinungen einzusetzen. Regelschulen machen es den Schülern in gewisser weise leichter, indem man alles vor die Nase gesetzt bekommt und sich nicht selbst fragen muss, wie man seine Zeit verbringt. Aber im echten Leben geht es darum was du selbst aus deinen Möglichkeiten machst, Ich glaube um im Leben glücklich und erfolgreich zu sein, eine der wichtigsten Fähigkeiten ist es, seine eigenen Fähigkeiten und vor allem auch Grenzen zu kennen. Man kann niemanden helfen, wenn man sich nicht auch um sich selbst kümmert.
Welche Voraussetzungen muss ein Bewerber mitbringen, um zum Studium zugelassen zu werden?
Bewerber bewerben sich durch eine Online Bewerbung, die aus vielen verschiedenen Komponenten besteht. In der Bewerbung geht es nicht nur darum zu beweisen, dass man akademisch auf ein solchen Studium vorbereitet ist sonders auch darum sicher zu gehen, dass sie Bewerber selbstständig denken und leben können. Die niedrige Akzeptanzrate von weniger als 2 prozent kann sehr abschreckend klingen, aber gleichzeitig hat Minerva keine Begrenzungdafür wie viele im Jahr angenommen werden. Jeder der Qualifiziert ist wird genommen.
Ich würde Minerva jedem empfehlen der weitgefächerte Interessen hat und dem es wichtig ist aktiv sein Studium mitzugestalten. Jedes Semester umziehen, Studieren, sich in der Studentengemeinschaft zu engagieren und Projekte in der Stadt machen, das alles kann ganz schön anstrengend sein. Wer zu Minerva geht sollte vor allem selbstständig und neugierig sein.
Wie läuft das Studium genau ab?
Das Studium geht vier Jahre lang.. Im Bachelor können wir aus fünf Fächern mehrere auswählen, auf die wir uns spezialisieren. Diese fünf Spezialisierungen sind: Informatik und Mathematik, Business, Kunst– und Geisteswissenschaften, Sozial– oder Naturwissenschaften. Neben den Online-Seminaren, an denen wir aktiv teilnehmen, die aufgezeichnet und ausgewertet werden, beteiligen wir uns auch an landesspezifischen Projekten. Beginn des Aufenthaltes in einem Land werden uns verschiedene Projekte vorgestellt und wir können uns dann entscheiden, für welches wir uns bewerben und engagieren. In Indien zum Beispiel fände ich es spannend mit einer Start-Up zu arbeiten die Indischen Bauern aus ihren finanziellen Krisen hilft. Doch auch die Mitarbeit an Schulen und die Weiterentwicklung der Bildung vor Ort fände ich super spannend. Im zweiten Jahr legen wir unsere Spezialisierung fest. Ich habe mich für Sozialwissenschaften entschieden, nebenbei mache ich aber auch noch Business. In diesen Bereichen belege ich z.B. Seminare wie Psychologie und BWL.
Mich würde interessieren, ob es ein einschneidendes Erlebnis oder ein besonders schönes Erlebnis gab, von dem du berichten möchtest?
Das war ein Fest um den Anfang des Semestern zu feiern, irgendwo im Nirgendwo. Wir saßen am Lagerfeuer, haben gesungen, getanzt und uns unterhalten. Da ich doch eher introvertiert bin und mich in großen Gruppen anfangs etwas verloren fühle, war es für mich besonders schön, als sich ein Gefühl der Zugehörigkeit einstellte. Egal ob ich mit einem Kommilitonen ein Gespräch führte, tanzte oder einfach nur neben jemandem saß, ich fühlte mich mit dem anderen verbunden.
Welche Vision hast du und was möchtest du mit deinem Studienabschluss bewegen?
Wie anfangs schon beschrieben, finde ich es so wichtig, dass die Bildung in jedem Land für alle zugänglich ist. Ich möchte bewirken, dass jedes Kind egal von welcher Herkunft, aus welchen sozialen und wirtschaftlichen Umständen und aus welchem Land es kommt, die Chance hat zu lernen, Bildung zu erfahren die seine individuellen Interessen und Talente fördert.
Eine Antwort
Danke, das war eine schöne und interessante Sicht auf die Dinge. Ich bin selber Stiefmama, mein Lebensgefährte hat einen Sohn mitgebracht, der auch die meiste Zeit bei uns lebt. Es ist wirklich eine schwierige Konstellation, weil man nie genau weiß, welche Rechte man als Stiefeltern hat, also darf ich hier was sagen oder soll ich es wieder runter schlucken. Nur wenn man zuviel schluckt, platzt man leider auch irgendwann :(. Bei mir hat es auch sehr lang gedauert, ihn in mein Herz zu lassen, da sein Vater und ich immer wieder unsere Krisen hatten. Es bestand immer die Gefahr, dass ich ihn wieder hergeben muss. Mittlerweile sind wir (mein Mann und ich) ein echt gutes Team und ich kann meinen großen Bonus-Sohn auch als das annehmen was er ist, mein Sohn.