Der Drang nach Bewegung ist tief im Menschen verankert. Die Bewegung wird bereits von kleinen Kindern als Mittel benutzt um die Welt zu erfahren und dadurch Erkenntnisse zu gewinnen. Sie lernen, während sie unterwegs sind, Dinge anfassen und ausprobieren welche Reaktionen sie auslösen. Bei Kleinkindern ist uns dieses Lernverhalten bewusst, weshalb wir darauf achten, es zu ermöglichen. Wir räumen dieser Lernform genügend Zeit und Raum ein, da wir wissen wie wichtig und nachhaltig diese Form des Lernens ist. Wir akzeptieren sogar einen erhöhten Lärmpegel, weil wir wissen, dass dies dazugehört.
Weshalb verschwindet diese Lernform?
Je älter die Kinder werden, desto mehr verändern wir unsere Erwartungen. Plötzlich sollte das Kind ruhig sitzen können und sich konzentriert beschäftigen. Dies gilt gesellschaftlich als Zeichen für Reife und eine gute Erziehung. Wir wenden uns also bereits nach den ersten vier bis fünf Lebensjahren vom freien, erkundenden und bewegten Lernen ab und erziehen unsere Kinder zum Sitzen und Denken. Leider beobachte ich das auch oft an Schulen. Sitzen und Ruhigsein gilt auch dort als Qualität, es wird als Zeichen der Konzentration wahrgenommen. Außer im Kindergarten, dort sind freie und auch bewegte Sequenzen bewusst eingeplant und täglicher Bestandteil des Unterrichtes. Den Kindergartenlehrpersonen gelingt es, handelnd, spielend und in Bewegung Inhalte zu vermitteln. Weshalb verschwindet diese Lernform danach? Die Ziele werden ja erreicht und die Freude am Unterricht ist in tieferen Stufen deutlich höher als später. In der Primarschule sind die bewegten Pausen noch verbreitet und auch das handelnde Lernen wird oftmals gemacht. An der Oberstufe verschwinden diese Lernformen fast gänzlich und in weiterführenden Schulen sucht man die Bewegung sowie das handelnde Lernen meist vergebens. Je höher also die Schulstufe bzw. das Bildungsniveau wird, desto häufiger verschwindet diese Lernform.
Gibt es einen Grund der gegen die Bewegung spricht?
Oftmals wird Lärm genannt. Viele können und wollen nicht mit einem gesteigerten Lärmpegel umgehen. Dabei ist eine gewisse Lautstärke völlig normal, es ist doch eher die Ruhe, welche unnatürlich ist. Oder haben Sie schon mal 20 Kinder in einer Gruppe gesehen, in einem beliebigen Alter, welche ruhig sind und an ihrem Platz sitzen? Ich zum Glück nicht und das finde ich auch gut so!
Ein weiterer Grund ist die Angst vor dem Kontrollverlust. Ruhige, sitzende Kinder kann man gut kontrollieren. Sind die Lernenden in Bewegung, wird es schwieriger. Das gilt für die Schule und das Zuhause. Aber müssen wir immer alles kontrollieren? Wie gerne werden Sie selbst kontrolliert?
Lernen wird wieder lustvoll
Hinzu kommt der Bildungsdruck, der mit jeder weiteren Stufe steigt. Auch ich musste erfahren, dass es immer wie schwieriger wird Bewegung und handelndes Lernen einzuplanen und gleichzeitig den Lehrplan zu erfüllen, je höher die Stufe ist. Da die Schule neben der Bildung auch sonst immer wie mehr Aufgaben erhält, wird die Zeit immer knapper und dies oft auf Kosten der Bewegung und dem erlebenden, handelnden Lernen.
Jedes mal, wenn ich die Bewegung und handelndes Lernen eingeplant und durchgeführt habe, egal auf welcher Stufe und in welchem Umfang, habe ich immer wieder fasziniert die positiven Aspekte beobachtet. Lernen wird plötzlich lustvoll, was selbst die Lernenden überrascht. Deshalb möchte ich Ihnen Mut machen, dass es möglich ist zu Lernen und sich zu bewegen, also weg von den Blättern. Aus meiner Sicht ist es schade, dass die Kinder einen Grossteil sitzen müssen und dass dadurch Kinder mit etwas mehr Bewegungsdrang (wie z.B. Kinder mit ADHS und häufig auch Jungs) in ein negatives Licht rücken. Diese Kinder werden getadelt und oftmals bestraft für ihr aus meiner Sicht natürliches Verhalten. Bewegtes, handelndes Lernen ist eine tolle Alternative um dieser Schwierigkeit präventiv zu begegnen. Das gilt für den Unterricht in der Schule und auch für das Lernen zu Hause.
Wissenschaftlich belegte Argumente für bewegtes Lernen
Die Wissenschaft beschäftigt sich auch mit bewegtem Lernen und hat einige Thesen aufgestellt, die aus meiner Sicht nachvollziehbar sind. Zum Beispiel sieht die Psychologie in der Bewegung eine Förderung der Lernfähigkeit. Die Wahrnehmung und Motivation werden gesteigert, was zu erhöhter Konzentration führt. Dadurch gelingt das Lernen besser. Die Neurowissenschaft begründet den Nutzen mit der verbesserten Durchblutung des Gehirns, was wiederum eine gute Voraussetzung für das Lernen darstellt. Es konnte sogar beobachtet werden, dass bei Kindern mit „Lernstörungen“ durch Bewegung kleine Wunder bewirkt werden können. Die spielerische Atmosphäre machte neugierig und erleichterte das Lernen.
Es gibt auch Therapieformen welche mit Bewegung arbeiten. An den Schulen ist besonders die Psychomotorik verankert, bei welcher der bewegte Körper im Zentrum steht. Es geht bei dieser Therapieform um ein harmonisches Gleichgewicht der Körper- und Gefühlsebene.
Auch viele Heilpädagogen greifen auf die Bewegung und handelndes Lernen zurück in der täglichen Arbeit, da sich tolle Ergebisse erzielen lassen. Ich persönlich sehe die Bewegung als unterstützendes Element, welches vielfältige Kompetenzen fördert und deshalb ein Gewinn ist.
Sehen Sie diese Erkenntnisse aus der Forschung, dem Schulalltag und den Therapien als Ermutigung, Ihren Kindern beim Lernen etwas Bewegung zu ermöglichen.
Seien Sie mutig und probieren Sie es!
Tipps für Eltern:
- Schaffen Sie eine Umgebung, welche Bewegung zulässt.
- Beginnen Sie mit der Bewegung als Spiel. Ihr Kind sollte zuerst ausprobieren dürfen, bevor die Bewegung an eine Aufgabe geknüpft wird.
- Achten Sie darauf, dass es möglich bleibt zur Ruhe zu kommen. Das muss oftmals eingeübt werden.
- Seien Sie zu Beginn geduldig, es wird sich auszahlen.
Tipps für Lehrpersonen:
- Bewegungen müssen nicht immer gross sein, manchmal reichen auch kleine Aktivitäten bzw. handelndes Lernen.
- Planen Sie eine Startphase ein, damit die SuS alles kennenlernen können.
- Es ist wichtig das Material anzuschaffen, griffbereit und sichtbar zu halten, da es sonst vergessen geht.
- Achten Sie auf die Balance zwischen Bewegung und Inhalt. Kein Teil sollte zu schwer sein.
- Unterscheiden Sie klar zwischen „Lernen IN Bewegung“ und „Lernen mit/durch Bewegung“
Quellen:
- Workshop „Bewegtes Lernen in der Mathematik“
- https://www.psychomotorik-schweiz.ch/psychomotorik
Zum Autor: Michael Berger ist Autor eines Blogs und der Website gezielt-lernen.ch, welche sich um Lernen in diverser Form dreht. Er bietet Tipps und Lösungen, um das Lernen (wieder) zu einer spaßigen und wertvollen Aktivität zu machen.
Toller Artikel!
Mein Sohn (7) hat letzte Woche seiner Lernbegleiterin gesagt das er lesen können möchte.
In diesem Zusammenhang erzählte er Zuhause von einem Silbenspiel das sie dann im Schulflur gespielt haben. Es gab Karten mit Objekten dessen Silben (in unterschiedlichster Form) gehüpft werden sollten. Er fand es grossartig und freut sich auf die neue Woche 🙂
Schade das diese Lernform nicht überall ermöglicht werden kann und wird.
Wie gelingt das Investieren der vorhandenen Ressourcen?
Ressourcen sind Geld, Zeit, Gedankenkraft und Energie. Energie ist sicherlich der Sammelbegriff als dieser Sachen. Wir sind die Erschaffer unserer Realität. Alles was ist, haben wir uns ausgedacht oder es ist auf natürlichem Weg entstanden. Welche Resultate sind lebendiger, die ausgedachten oder die natürlichen? Mmh…
Wir können unterscheiden zwischen einer weiblichen und einer männlichen Energie. Klar wir können dies auch unterlassen, weil es in Wirklichkeit keine Geschlechter gibt.
Nenne wir den Gedanken „Wir sind ALLES“ weibliche Energie und „Wir sind die Erschaffer unserer Realität“ als männliche Energie. Dann können in einem kreativen Tanz, diese beiden Energieformen verschmelzen und etwas Lebendiges entsteht.
Was alles aus der Gedankenkraft entstehen kann bzw. wie die „Neue Welt“ aussieht, das könnt ihr, wenn ihr mögt, auf der Seite: https://dieneuezeit.mitananda.info/ nachlesen. Eine starke Inspirationsquelle, wenn ich die Prozesse so bei mir beobachte. Ich darf mich und meine Gedanken ja beobachten, sehr spannend. Wenn zusätzlich dann noch eine Reflektion aus der Gruppe dazu kommt, dann bin ich sehr reich beschenkt. Vielen Dank liebe „Softwareumstellungsgruppe“.
Ok, aber nun mal zur Kohle. Was machen wir damit? Wie gehen wir mit dieser Ressource um?
Eine Idee bzw. ein Gedanke von mir: Wir nehmen ein Verein „Neues Leben“ (oder so Ähnlich) und leihen diesem Verein Geld. Dieser legt es in Aktien an oder ETFs (ist sicherer, weil breiter diversifiziert) an und von den Gewinnen (Dividenden oder Gewinnmitnahme bei Verkauf) werden entstehende Kosten beglichen. Das wäre doch mal ein sinnvoller Umgang mit Geld. Der Anleger trägt das Risiko und der Verein (die gute Sache) bekommt die Gewinne. Was wären schöne Titel für ein solches INVEST? Krones, Fielmann, Union Pacific, Fuchs Petrolub, Tencent, Alibaba, Tui … sind jetzt einige, die mir da einfallen. Was meint ihr dazu?
Und noch eine wichtige Frage, weil bei SOT ja gerade die FRAGE läuft wie unsere Traumschule aussehen könnte. Eine wichtige Frage, weil wir ja unsere Realität von morgen erschaffen, daher lohnt sich es ja auch, diese sich vorzustellen und schriftlich zu manifestieren. ABER was ist, wenn es in der NEUEN ZEIT keine Bildungseinrichtung mehr gibt, weil sie schlicht weg überflüssig geworden ist. Diesem Gedanken wollen wir weiter nach gehen und Achtsamkeit schenken, weil die Chance besteht, dass es sehr lebendig werden könnte. Und wir haben sicherlich alle diese Sehnsucht nach der Lebendigkeit in uns. Ich habe dazu kürzlich einen Text geschrieben, welcher am 30.09 das Licht der online Welt entdeckt hat. Schaust du hier., wenn du magst und Muße hast. Und das heißt doch Schule, Muße und Zeit haben. Zeit, um sich selbst zu spüren und die inneren Bewegungen wahrnehmen. Zeit, um zu schauen, welche Bewegungen mein Gegenüber im Inneren hat, was ihn antreibt, was ihn begeistert, was ihn befeuert, was ihm „unter die Haut geht“ (daher auch meine FB Gruppe). Aus dieser doppelten Achtsamkeit werden sich Dinge im Außen materialisieren und sie werden für alle sichtbar, was zu Beginn eine innere Bewegung eines oder vieler Menschen war. Es geht also um die Wahrnehmung der inneren Bewegungen und der Möglichkeit diesen Bewegungen Ausdruck zu verleihen, ihn Flügel zum Schweben zu geben.
Eine innere und äußere Bewegung, eine bewusste Auseinandersetzung mit der Materie, also mit den Dingen, die unsere 5 Sinne wahrnehmen können. Das machen meinen und viele andere Kinder jeden Tag im freien Spiel im Wohnzimmer bzw. in Wirklichkeit Spielezimmer (da darf dann auch nicht gequatscht werden, diese Regel muss man als Erwachsener nämlich beachten, wenn man über diese Türschwelle bzw. über den Sessel, den sie in die Türe geräumt haben, geht, beachten. Wieder 1000 Schachtelsätze, naja..) auf der Wiese, in der Kinderküche, auf dem Spielplatz, eigentlich überall da, wo sich Kinder frei entfalten können. Diese freie Entfaltungsmöglichkeit sollten wir den Kindern gönnen, denn das ist Leben, das ist Schule und für ihre Entwicklung sehr relevant. Michael Berger beschreibt diese Lernform im SOT Blog, schaut doch mal rein.
In Liebe, Achtsamkeit und Verbundenheit
Euer Robert.