Mein Kind fördern?!
Wie komme ich drauf?
Ein Besuch mit Jugendlichen im Wildparadies brachte mich drauf. Schon am Eingang des Wildparkes
wurde mir bewusst, dass wir eine ungewöhnliche Gruppe sind. Wir waren als Geburtstagsgruppe mit
Jugendlichen unterwegs. Die meisten anderen Eltern hatten Kinder im Alter von eins bis höchstens acht
Jahren. Die Jugendlichen waren tatsächlich ein ungewöhnlicher Anblick und sofort schoss mir der
Gedanke durch den Kopf, ich könnte als Mutter etwas falsch gemacht haben.
Mein letzter Besuch im Wildparadies liegt mindestens 35 Jahre zurück, was bedeutet, dass ich meine
Kinder in jungen Jahren nicht mit der Erfahrung „Wildparadies“ gefördert habe.
Habe ich etwas verpasst?
Nein, andere von Natur und Wildnis begeisterte Menschen haben mein Kind gefördert und dafür bin
ich sehr dankbar.
Es heißt, um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf.
Und genau so kann das Fördern von Kindern auf natürliche Weise geschehen. Wenn unsere Kinder
Gelegenheit bekommen, verschieden Menschen und ihr Spezialwissen kennenzulernen, so fördert es
ihrer Begeisterung für dieses Wissen.
Begeistertes Lernen hat eine ganz andere Qualität als erzwungenes oder in Abhängigkeit zu einem
Erwachsenen suggeriertes Lernen (d.h. weil ich den Erwachsenen gerne habe, nehme ich sein
Angebot an).
Die freie Entscheidung „Ich möchte“ …… ist das entscheidende Element.
Woher können die Jugendlichen das?
Auch der Besuch bei den Tieren im Wildparadies. Unsere Tochter wünschte sich dies zur Feier ihres Geburtstages. Sie ist jetzt offiziell ein Teenager.
Für mich als Begleitperson war es unglaublich schön zu beobachten wie die Jugendlichen mit den Tieren in Kontakt traten. Zu Beginn des Rundganges kommt ein Bereich von freilaufenden Damhirschen, manche sind sehr zu traulich, andere eher nicht. Die Annäherung der jungen Menschen mit den Tieren geschah sehr vorsichtig. Ich konnte beobachten wie Blickkontakt aufgebaut wurde und vertrauensvolle Blicke ausgesendet wurden. Geduldig warteten die Jugendlichen ab bis die Tiere auf sie zukamen. Erst dann wurde die Hand ausgestreckt und den Tieren Futter angeboten.
Mir wurde warm ums Herz. Die Achtsamkeit mit der die Jugendlichen im Wald umhergingen war
beeindruckend und auch so anders, als all die anderen jüngeren Kinder.
Die Frage drängt sich auf ist es sinnvoll einjährige vor einen Damhirsch zu stellen?
Wer hat den Jugendlichen diese Art des Handelns im Wald beigebracht.Wo haben sie das gelernt?
Wer hat sie gefördert?
In unserem Fall kann ich sagen, ich als Mutter war es nicht. Die Schule, die mein Kind seit sechs Jahren
besucht hat ein Wildnis-Programm. Die Kinder ab der zweiten Klasse können sich entscheiden an
einer Reihe von Camps teilzunehmen. Die Teilnahme ist freiwillig und ich kann mich auch erst in der fünften Klasse dazu entscheiden mitzumachen.
Zwei wirklich begeisterte Wildnis-Pädagogen geben dort ihr Wissen an die Kinder weiter.
Als ein Vater mir als neue Mutter sagte:“ Warte mal ab bis dein Kind aus dem ersten Wildnis Camp
zurückkommt (drei Tage), dann wirst du ein anders Kind haben“, wollte ich dies nicht glauben.
Doch er hatte Recht.
Mein Kind konnte in dieser kurzen Zeit in der Natur reifen und kam mit leuchtenden Augen, natürlich
total müde und einem gestärkten Selbstbewusstsein zurück.
Viele der heutigen Kinder leiden unter dem Verlust der Natur um uns herum. Die Bäume geben nicht
nur Sauerstoff zum Atmen, sie verbinden uns auch mit der Erde und machen uns bewusst, dass wir
Teil dieser Schöpfung sind. Bewusst zu spüren das es kalt wird, wenn ich kein Feuer mach und das ich
kein Feuer machen kann, wenn ich kein Holz gesammelt habe, ist einen ganz anderes lernen als das
kognitive verstehen, wie Wärme durch Verbrennung entsteht.
Meine Eltern haben mir oft erzählt, wie der Lehrer mit der ganzen Klasse einfach spontan in die
Natur ging um den Schülern die Pflanzenwelt ihrer Umgebung zu erklären. Lehrgänge im wahrsten
Sinne des Wortes waren keine Seltenheit.
Was braucht ein Kind zum Lernen?
Heute brauchen wir Lernausstellungen, pädagogische Spiele und Bücher. An jeder Ecke, in jedem
Buchladen und Spielwarenladen, gibt es dutzende bis gefühlte unendliche Spiele und pädagogisch
aufbereitete Bücher. Sie sehen schick aus und versprechen einen hohen pädagogischen Nutzwert.
Braucht es das wirklich? Wie war das früher?
Dabei liegt das Wissen jeden Tag vor uns in unsere Umwelt an jedem Ort zu jeder Zeit. Ich muss nur
bereit sein dafür Dinge zu beobachten Fragen. zu stellen, meine Umwelt zu erforschen.
Als Pädagogin mit einem Diplom für ganzheitliches Lernen auf Basis der Montessoripädagogik sollte
ich wohl den Wert eines pädagogischen Materials nicht anzweifeln und das möchte ich auch gar nicht.
Doch was im Vordergrund stehen muss, ist die freie Wahl des Kindes. Das pädagogische Material
Maria Montessoris begeistert mich immer noch und immer wieder.
Mit dieser Begeisterung kann ich mit Leichtigkeit mathematische, sprachliche, biologische,
geografische …. Inhalte vermitteln. Allerdings nur wenn das Kind an dessen Seite ich begleite offen
dafür ist.
Ich darf also erkennen, dass ich nur fördern kann was gefördert werden will.
Um ein optimales Ergebnis zu bekommen gibt es noch viele Faktoren. Dies soll nur ein Anstoß sein
für Eltern und Lehrer.
Mein Anliegen hier ist nicht fördern um jeden Preis, sondern Beobachten, Beziehung aufbauen und
Geduld haben. Sich selbst reflektieren und eigene Ängste erkennen und auflösen.
Das ist es was meiner Meinung nach zum Erfolg führt.
Eure Dorothea
Dorothea Claßen
Montessoripädagogin
https://www.dein-lernraum-offenau.de/
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Eine Antwort
Wenn du wirklich beobachtest und dich einfühlst, erkennst du vor allem, wo du auf keinen Fall fördern solltest.
Intelligent ist, ohne Förderung so gut mit seinen Mitmenschen umzugehen, dass sie gerne mit dir GEMEINSAM LERNEN.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe